Montag, 30. Juli 2007

18
Daniel war heute erst spät aufgewacht. Er blickte um sich und wunderte sich im ersten Moment. Noch bevor er es sah, spürte er es. Er war allein. Als er die Augen öffnete fand er sich in einem fremden Zimmer wieder. Der Raum war unordentlich, überall stapelten sich Zeitschriften, die Wände waren voller Fotos und Postkarten. Neben dem Bett thronte ein Schreibtisch, der als einziger Einrichtungsgegenstand aufgeräumt war.
Es war das Arbeitszimmer seines Freundes Joachim. Das Bett war eine Couch. Er hatte die erste Nacht seines neuen Lebens überstanden.
Als er sich aufrichtete verwandelte sich das drückende Gefühl in seinem Kopf in einen stechenden Schmerz, der schemenhafte Erinnerungen wieder hochkommen ließ.
Er erinnerte sich an den Streit, an das Unverständnis in ihren Augen, an die Verzweiflung. Danach war alles verschwommen. Joachim und er waren in einer Bar gelandet, hatten seine Entscheidung mit Whiskey begossen und waren dann weiter gezogen. Der weitere Verlauf des gestrigen Abends war ihm völlig schleierhaft.
Stöhnend stand Daniel von der Couch auf. Das war also Joachims Arbeitszimmer. Daniel schlurfte durch das Zimmer, durch den Gang, in die Küche. Dass er die Espressomaschine hinter dem Berg unabgewaschenen Geschirrs entdeckt hatte wertete er als Triumph. Der Kaffee würde ihm gut tun, seine Lebensgeister wiedererwecken.
Nachdem er die Maschine in Gang gebracht hatte, ließ er sich auf den einzigen freien Stuhl fallen und fragte sich ob auch er bald so leben werde, allein und ohne jemanden, der einen zur Sauberkeit zwang. Die Toilettenspülung riss ihn abrupt aus seinen Gedanken. Er erwartete, dass nun Joachim aus dem Bad kommen und ihn müde begrüßen würde, sofern er sich überhaupt noch an seinen Gast erinnern konnte. Doch es war nicht Joachim.

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